Musiklernen im Seniorenalter

Vermehrt suchen Senioren und Seniorinnen Formen des gemeinsamen Musiklernens und Musizierens. Welches sind die Beweggründe dazu? Und welche Lernformen finden Anklang? Diesen Fragen geht ein Forschungsprojekt der Hochschule Luzern – Musik nach. Entstanden daraus ist die Filmdokumentation «Musik ist mein Leben».

Kaleidoskop
© HochschuleLuzern - Musik, Foto: Roman Vital

In jüngerer Zeit gewinnt das Musiklernen im Seniorenalter in weiten Kreisen an Attraktivität. Immer mehr ältere Erwachsene sind musikalisch aktiv und lernen mit grosser Begeisterung ein Instrument. Dass das Musizieren in diesem Lebensabschnitt für viele ein Bedürfnis ist und sich in vielerlei Weise lohnt, geht aus einem mittlerweile beträchtlichen Fundus an Forschungsliteratur hervor. Das gemeinsame Musizieren erlaubt älteren Menschen eine für ihr Wohlbefinden wichtige soziale Teilhabe, lässt sie den Alltag sinnerfüllt erleben und macht sie zu Autoren ihres Lebens. Dabei stellen sich immer wieder Fragen zu diesem schönen Betätigungsfeld: Welche musikalischen Aktivitäten sind für ältere Erwachsene geeignet? Kann auch mit physischen Einschränkungen ein Musikinstrument erlernt werden? Wie ist der Musikunterricht mit Seniorinnen und Senioren zu gestalten?

Die Filmdokumentation «Musik ist mein Leben» gibt zumindest teilweise Antworten, indem sie unmittelbare Einblicke in das gemeinsame Musizieren und Musiklernen im Seniorenalter gewährt. In drei Filmportraits von Musikgruppen äussern sich die musizierenden Seniorinnen und Senioren sowie die beteiligten Lehrpersonen als Experten des Musiklernens im Alter. Ein weiteres Filmportrait stellt die gelungene Inklusion eines an Demenz erkrankten Seniors und die Einschätzungen von dessen Partnerin zur Diskussion.

Im Fokus der vierteiligen Filmdokumentation stehen drei Seniorengruppen: «Kaleidoskop», «Silverhorns» und «Greenhorns» sowie die Volksmusikgruppe Sarnen. Deren Mitglieder gewähren freimütig Einblicke in ihr Musiklernen und beweisen auf eindrückliche Weise, dass das Erlernen eines Musikinstruments im Alter ohne weiteres möglich ist und nicht allein im Einzelunterricht, sondern auch in Gruppen musikalisch rasch Fortschritte gemacht werden können. Denn aus der Gruppendynamik beziehen die Seniorinnen und Senioren die Motivation, um ihre musikalischen Ziele zu erreichen. Eine positive Gruppendynamik setzt indes eine niedrige Eintrittsschwelle zum Musizieren voraus. Ebenso müssen sich die Mitglieder einer Gruppe mit Verständnis und Rücksichtnahme begegnen. Die hohe Bereitschaft dazu zeigt der «Fokus Demenz», in dem die Inklusion des nahezu achtzigjährigen demenzerkrankten Geigenspielers Eber Ferrer in der Musikgruppe «Kaleidoskop» dargestellt ist. Ihm, aber auch seinem Umfeld, gewährt Musik Momente hoher Lebensqualität.

Deutlich macht die Filmdokumentation, dass Musiklernen zu einem positiven Selbstbild im Alter beiträgt. Nicht individuelle Hindernisse, sondern gemeinsame Erfolge sind entscheidend für die Mitglieder der porträtierten Musikgruppen. Die musizierenden Seniorinnen und Senioren sehen die Qualitäten ihrer Leidenschaft darin, Musikerlebnisse teilen zu können, sich kreativ neuen Herausforderungen zu stellen, bestehende Fähigkeiten zu erweitern und – last but not least – sich von der Musik berühren zu lassen. Die mit dem Musiklernen verbundenen Gefühle der Selbstwirksamkeit sind entscheidend für Zufriedenheit und Wohlbefinden.

Den porträtierten Musikgruppen gemeinsam ist, dass sie alle auf ihre Art starke Gemeinschaften bilden. Während sich die Mitglieder der «Volksmusikgruppe Sarnen» durch verwandtschaftliche Beziehungen oder eine gemeinsame Schulzeit schon lange miteinander verbunden fühlen, haben sich die Mitglieder der «Silverhorns» und «Greenhorns» sowie diejenigen der Gruppe «Kaleidoskop» dem Wagnis des gänzlich Neuen ausgesetzt, als sie gemeinsam zu musizieren begannen. Auch für sie sind inzwischen das Zusammensein im Anschluss an die Proben und zusätzliche gemeinsame Unternehmungen gang und gäbe.

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